Vor kurzem überraschte Autofahrer die Meldung, dass es in 2016 womöglich eine blaue Plakette geben wird.

Diese wird als sog. "Stickstoffoxid-Plakette" bezeichnet und soll Innenstädte vor der gefährlichen Stickoxid (NOx) Belastung schützen. Das Thema wird derzeit kontrovers diskutiert und angeblich soll es noch in diesem Jahr eine klare Antwort dazu geben.

Was ist die blaue Plakette?

Die derzeit bestehenden Umweltplaketten in Rot, Gelb und Grün, die vor allem die Belastung des Feinstaubs regulieren, sollen laut den Umweltministern von Bund und Ländern nicht entfallen oder ersetzt werden. Vielmehr haben sie sich darauf geeinigt, für Fahrzeuge mit geringem Schadstoffausstoß, eine zusätzliche blaue Plakette einzuführen, welche ganz konkret die Stickoxidbelastungen in Städten senken soll.

Die gefährlichen Dämpfe reizen bei Menschen die Schleimhäute, greifen die Atemwege an und sind nicht selten für Herz- und Kreislauferkrankungen verantwortlich. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft Stickoxide sogar als krebserregend für Menschen ein. Stickstoffdioxid trägt zudem zur Bildung von Ozon bei und führt zur Überdüngung und Versauerung unserer Böden und schädigt die Flora nachhaltig.

Welche Fahrzeuge könnten die Normen der blauen Plakette nicht erfüllen?

Fahrzeuge, mit einem Schadstoff-Ausstoß von weniger als 80 Milligramm/km NOx, können die blaue Plakette in Anspruch nehmen. Hierzu dürften maximal 500.000 PKW und LKW mit einem Zulassungsdatum von 2015 bzw. 2016 betroffen sein. Ausschlaggebend hierbei ist vor allem die Euro 6 Norm, der sich benzinbetriebene Autos bereits angepasst haben. Dieselfahrzeuge allerdings, die einen erhöhten Ausstoß an Stickoxiden verzeichnen und nicht unter die Norm fallen, könnten Probleme haben.

PKW mit Ottomotor, welche derzeit die Euro 3 Norm einhalten, sind von der Regelung meist ausgeschlossen, da sie die Grenzwerte erfüllen. Alle Fahrzeuge unter der Norm 3 Grenze wären betroffen, allerdings hält sich die Anzahl dieser Fahrzeuge in Grenzen.

Neuwagen werden von einer großzügigen Übergangsregelung profitieren, die eine hohe Überschreitung erlaubt. Sind bei Neuwagen die Abgaswerte dennoch zu hoch, muss der Hersteller kostenlos nachbessern.

Bin ich als Autofahrer selbst von der Einführung betroffen?

Da Benzinfahrzeuge wenig Probleme mit dem Ausstoß von Stickoxiden haben, sind in erster Linie nur dieselbetriebene Fahrzeuge von der Neuregelung betroffen.

AutosNeuwagen mit Ottomotor und Direkteinspritzung sollen künftig die Euro 6 Norm als Grundlage für die blaue Plakette erhalten. Seit Ende 2015 ist diese Regelung bereits für alle PKW zur Pflicht geworden. Für Autos kleinerer Klassen oder mit älteren Motoren ohne Direkteinspritzung soll dann die Euro 3 Norm gelten, da diese zwar sparsamer im Verbrauch sind und daher die Feinstaubproduktion gering halten, aber dennoch große Probleme mit dem Stickoxid-Ausstoß haben.

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Laut aktuellem Stand kann die blaue Plakette für folgende Fahrzeuge in Anspruch genommen werden:

  • PKW Benziner ohne Direkteinspritzung ab Euro 3 Norm
  • PKW Benzinger mit Direkteinspritzung ab Euro 6 Norm
  • Elektrofahrzeuge ohne Verbrennungsmotor
  • PKW Diesel mit DeNO2-Technik, die innerhalb der Euro 6 Norm liegen
  • LKW/Busse Diesel mit DeNO2-Technik, die innerhalb der Euro 6 Norm liegen.

Kann ich mein Fahrzeug entsprechend nachrüsten?

Ein "Upgrade" von Dieselfahrzeugen der Euro 4 oder 5 Norm auf Euro 6 erweist sich in der Praxis als äußerst schwierig und ist wirtschaftlich gesehen nicht förderlich. Eine Nachrüstung gestaltet sich als komplex, ebenso die Nachrüstung eines Rußpartikelfilters. Um Stickoxid nachhaltig zu reduzieren, erfordert es spezielle Katalysatoren und eine neue Motorsteuerung, welche die erforderlichen Komponenten gezielt aufeinander abstimmt, um die Normwerte zu erreichen. Eine Alternative, so das Umweltbundesamt, wäre die Nachrüstung von speziellen Abgasreinigungssystemen, die sich bei älteren Fahrzeugen leichter in den Motorraum integrieren lassen, als bei neueren Fahrzeugen, die über einen knapp kalkulierten Motorraum verfügen. Lenker von Erdgas-, Hybrid- oder Elektrofahrzeugen haben hingegen einen klaren Vorteil.

Wann tritt die Regelung in Kraft?

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AuspuffAktuell befinden sich das Bundes-Immissionsschutzgesetz und die Erste Änderungsverordnung noch in der Überarbeitung, so dass noch nicht konkret feststeht, wann die blaue Plakette eingeführt wird. Das System wird zu Beginn nur für bestimmte Städte probeweise eingeführt. Stuttgart, das laut dem Umweltbundesamt über die derzeit schlechtesten Stickoxid-Werte verfügt, plant beispielsweise die Einführung erst im Jahre 2019, aber auch nur dann, sofern min. 80% der Fahrzeuge die Regelung auch einhalten können. München verzeichnet an zweiter Stelle eine hohe Belastung und kommt an die Stuttgarter Werte nahe heran. Kommunen können im Laufe der Zeit dann selbst festlegen, ob sie die blaue Plakette einführen möchten.

Aktuell wird das Thema noch heftig kritisiert. Verkehrsminister Alexander Dobrindt möchte die Einführung verhindern und verurteile die Plakette als "unausgegoren und mobilitätsfeindlich". Es bleibt also abzuwarten, ob die blaue Plakette tatsächlich eingeführt wird, oder nur ein schlechter Scherz der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) war.

Was passiert ohne die blaue Plakette?

PKW ohne blaue Plakette können in diversen Innenstädten nicht mehr fahren. Welche Städte das sind, ist allerdings noch nicht bekannt. Die neu geschaffenen Umweltzonen, zur Senkung des Stickoxid-Ausstoßes, werden zu Beginn nicht flächendeckend etabliert, sondern nur für einzelne Städte im kleinen Radius getestet. Sollte dennoch in diese neuen Umweltzonen gefahren werden, droht ein Bußgeld von bis zu 80 Euro. Eine Punktevergabe in Flensburg gibt es nicht mehr.

Können wir von der blauen Plakette profitieren?

Die blaue Plakette ist keine zusätzliche Einnahmequelle für Bund und Länder. In erster Linie profitieren die Anwohner der blauen Zonen vor der Belastung krankheitsverursachender Stickoxide. Zugleich wird auch die Gesamtbelastung unserer Umwelt nachhaltig reduziert. Die blaue Plakette kann sich daher nur positiv auf unser Gesundheitsbild auswirken.

Deutlich negativer lassen sich die Mehrkosten bewerten, die durch die blaue Plakette entstehen. Mit der Einführung müssten neue Schilder produziert und montiert werden. Ebenso müsste der Bund zusätzliches Geld für Nachrüstsysteme bereitstellen, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden. Die Kosten für die blaue Plakette trägt somit der Steuerzahler selbst.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die blaue Plakette letztendlich durchsetzen kann, oder nicht. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

 
 
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